Silke und Micha in Chile

Mittwoch, 30. August 2006

Unser erster Bericht aus Santiago

¡Hola!

Wir sind gut in Santiago angekommen und haben uns auch schon ein bisschen eingelebt: wir kennen den Supermarkt und nach kleinen Anlauf- und Sprachschwierigkeiten waren wir auch in der Lage Geld abzuheben und uns in der Stadt mit der Metro fortzubewegen. Santiago ist recht schön; man hat direkten Blick auf die verschneite Andenkette im Osten – allerdings nur wenn es mal nicht bedeckt (entweder Wolken oder SMOG) ist. Momentan ist es relativ kalt (Höchsttemperaturen von ca. 15°C und Minimaltemperaturen von 5°C in der Nacht). Zum Glück hat es Micha am zweiten Tag geschafft, den Gasofen in unserem Wohnzimmer in Gang zu bekommen. Das Schlafzimmer ist leider ohne Heizung, aber es ist auszuhalten (außer, dass morgens oftmals die Scheiben angelaufen sind...). Es zeigt sich, dass wir unsere kurzen Hosen guten Gewissens alle in den Container hätten packen können und lieber noch ein paar lange Hosen und Pullis bzw. eine zweite Jacke hätten einpacken sollen. Aber so müssen wir eben öfter in der "lavanderia" in unserem Wohnkomplex waschen (zum Glück ist die Anleitung der Toploader-Waschmaschine auch in Englisch vorhanden. Auch zwei "secadoras" (=Wäschetrockner) sind vorhanden und die Benutzungsgebühr ist mit $850 (entspricht € 1,30) pro Wäsche bzw. Trocknung verhältnismäßig günstig.

Überhaupt ist das Preisniveau in Chile niedriger als bei uns in Deutschland – zumindest was Verbrauchsgüter angeht. Am deutlichsten wird dies beim Fleisch und Obst/Gemüse (1kg Rindersteak kostet etwa $4000, also 6€, 1kg Bananen $250, also 35ct). Milchprodukte sind dafür etwa genauso teuer wie in Deutschland, der Käse teurer. Unsere ersten 100€, die wir abgehoben haben, haben daher auch etwa 5 Tage ausgereicht. Auch die Arbeitskraft ist in Chile relativ günstig: ähnlich wie in den USA gibt es im Supermarkt immer eine(n) Kassierer(in) und eine(n) Einpacker(in) pro Kasse. Die Einpacker packen auch immer nur sehr wenige Gegenstände in eine Tüte, so dass wir nach der ersten Woche bereits eine kleine Tütensammlung bei uns zu Hause haben (es ist demzufolge auch recht schwierig, da unnötig, im Supermarkt Mülltüten zu finden!).

Die größten Probleme macht uns momentan noch die Sprache: alle sprechen nur Spanisch (bzw. wie es hier heißt: Castellan), kaum einer kann Englisch (oder Deutsch). Besonders lustig war dies, als wir versucht haben, am 22. August unsere "Cedula de Identidad" (Personalausweis, den jeder der in Chile lebt, benötigt) zu beantragen. Zunächst einmal mussten wir Passfotos machen lassen. Größe 2cmx3cm mit Namen und Passnummer aufgedruckt (sehen irgendwie aus, wie die der Verbrecherkartei bei der Polizei). Dann gingen wir weiter zur Policia Internacional. Zunächst an der Security vorbei, anmelden und $850 bezahlen, dann bekam man eine Nummer und wurde aufgerufen – das mit dem Nummernziehen scheint hier sehr üblich zu sein. Sogar an der Wursttheke im Supermarkt wird zuerst eine Nummer gezogen und dann wird man bedient, selbst wenn gar nix los ist! Der Polizist war sehr nett und mit unseren paar Brocken Spanisch und seinen paar Brocken Englisch konnten die Registrierungsformalitäten erledigt werden. Von dort ging es weiter zum "registro civil"; vorher mussten wir alle unsere Unterlagen (Pass, Visum, Registration der Internationalen Polizei) im Copyshop kopieren lassen. Auch das scheint hier sehr üblich zu sein, dass man alle Unterlagen immer in Original und Kopie benötigt! Nach einer Stunde Schlange stehen (alles mit Absperrbändern organisiert und geordnet; zur Unterhaltung lief ein Fernseher mit Comicsendungen) konnte unsere Sachbearbeiterin (wieder mit Nummernaufruf!) nur Spanisch. Auch diese Hürde haben wir genommen. Besonders gefreut haben wir uns, dass sie dort von uns noch Fingerabdrücke wollten und das, obwohl sie bereits einen elektronischen am Schalter erfasst hatten. Alle 10 Finger wurden mit einer Art schwarzen Schuhcreme eingeschmiert, die kaum mehr wegzubekommen war. Wenn alles glatt geht - und wir alles richtig verstanden haben - bekommen wir am 6. September unsere "Cedula". Let`s hope!

Die nächste Hürde wird nun das Finden einer Wohnung (haben eine deutsch sprechende Maklerin gefunden, die uns relativ günstig helfen wird) sowie das Eröffnen eines Bankkontos. Für Zweiteres benötigt man zunächst die RUT (=Steuernummer, die wir hoffentlich gemeinsam mit der "Cedula" erhalten werden) sowie evtl. einen Bürgen. Sehr dringend ist dies zum Glück aber nicht, da in Chile Überweisungen nicht sehr üblich sind. Micha bekommt sein Gehalt demzufolge auch per Scheck ausbezahlt (der muss dann bei einer Bank eingelöst werden). Es gibt angeblich sogar Banken, die einen erst ein Konto eröffnen lassen, wenn man ein Permanenzvisum hat. Mal sehen. Zumindest gibt es in Santiago Filialen der Citibank und der ING sowie gerüchtehalber auch eine der Dresdner Bank. Vielleicht klappt es ja dort mit der Kontoeröffnung.

Das war's fürs Erste aus Chile, hasta luego.

Silke und Micha