Silke und Micha in Chile

Dienstag, 1. April 2008

Der Airbus 380 über Santiago

... und das ist kein Aprilscherz (zumal dieser Brauch hier in Chile nicht existiert).

Zum ersten Mal in der Geschichte Chiles landete am Samstagabend ein Exemplar des neuen Airbus 380 - des größten Passagierflugzeugs der Welt - auf dem Internationalen Flughafen von Santiago.

Klar, dass bereits die Landung von Hunderten neugieriger Zaungäste beobachtet wurde. (Photo: flickr)

Anlass ist die bis zum 4. April stattfindende Internationale Luft- und Raumfahrtschau (Feria Internacional del Aire y el Espacio FIDAE 2008), an der die Firma Airbus mit dem A-380 teilnimmt und in deren Verlauf der neue Jumbo-Konkurrent einige Demonstrationsflüge über der chilenischen Hauptstadt absolvieren wird.

(Photo: El Mercurio Online)

Nach der Landung wurde das Flugzeug erst einmal durch die Flughafenfeuerwehr "getauft" und so nass und kühl Willkommen geheißen.

Der 24 Meter hohe Gigant der Lüfte vor dem Flughafengebäude, das hier ziemlich klein wirkt. (Photo: flickr)

Bereits am Sonntag war der Besucheransturm auf den ausgestellten Airbus 380, quasi die Hauptattraktion der Messe, riesig. Besucher konnten das Flugzeug, das auf zwei durchgehenden Decks Platz für - je nach Bestuhlung - zwischen 525 und 850 Passagieren bietet, nicht nur von außen sondern auch von innen in Augenschein nehmen.

(Photo: El Mercurio Online)

Bis zum Ende der Woche werden auf der Flugzeugschau, an der mehr als 400 Aussteller aus über 40 Ländern teilnehmen, gut 100.000 Besucher erwartet. Natürlich dürfen auf diesem Event neben den Fachleuten der Branche und den einfachen Besuchern diverse Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie etliche Regierungsvertreter verschiedener Länder nicht fehlen. Die chilenische Präsidentin, als Gastgeberin, jedenfalls nahm den A-380 bereits ausgiebig unter die Lupe und durfte sogar aus dem Cockpit in die Kameras winken.

(Photo: El Mercurio Online)

Vielleicht überlegt sie ja inzwischen, ihr ebenfalls auf der Messe ausgestelltes neues Dienstflugzeug, "nur" ein Airbus A-310, umzutauschen; angesichts der langen Auslieferzeiten des A-380 (wurden doch seit Oktober 2007 trotz 200 bestellter Flugzeuge erst 3 Exemplare an Singapore Airlines übergeben) aber wahrscheinlich keine so gute Idee...

Gestern Nachmittag, gegen 15:30 Uhr hob der A-380 dann zu einem ausgiebigen Rundflug über Santiago ab. Im Tiefflug, nur 700 Meter über dem Boden und mit nur 250 Stundenkilometern präsentierte er sich eine gute halbe Stunde lang den neugierigen Blicken der Bevölkerung Santiagos.

Aufgeregte Spannung auf dem Cerro Santa Lucia; wann kommt er denn endlich... (Photo: El Mercurio Online)

... ah, da ist er ja in all seiner "gloria y majestad", wie El Mercurio heute titelte. (Photo: El Mercurio Online)

Silke hatte sich im Büro extra einen Wecker gestellt. Um allen Vermutungen von vornherein vorzubeugen, NEIN, nicht weil sie um diese Zeit immer ein Mittagsschläfchen hält, sondern weil sie den Vorbeiflug trotz Arbeitsstress nicht verpassen wollte. Zusammen mit ihren Kolleginnen beobachtete sie vom Bürofenster aus, wie der Airbus die Innenstadt überflog und einige Runden um den Cerro San Cristobal, den Cerro Santa Lucia und den Cerro Calán drehte.

(Photo: El Mercurio Online)

Micha hatte gestern Nachmittag leider ein Meeting mit seinem Chef und seiner Arbeitsgruppe und verpasste das Ereignis daher. Grund dafür sind wohl auch die besonders leisen aber sehr leistungsfähigen Triebwerke des A-380, die den Koloss zwar fast auf Schallgeschwindigkeit beschleunigen können, den Fluglärm aber deutlich reduzieren, so dass im Seminarraum des Instituts nichts zu hören war.

Der A-380 über der Dunstglocke Santiagos. (Photo: flickr)

Um den Beobachtern am Boden einen besseren Eindruck der Größe des 72 Meter langen vierstrahligen Flugzeuges mit seiner Spannweite von 80 Metern zu vermitteln, wurde der A-380 bei seinem Demonstrationsflug von einem Lear Jet der chilenischen Luftwaffe begleitet, aus dem auch einige spektakuläre Photos aufgenommen wurden.

(Photo: El Mercurio Online)

Bleibt zu hoffen, dass der neue Airbus bald in größeren Stückzahlen verfügbar sein wird und dass vielleicht sogar LAN-Chile einige Exemplare kaufen und damit noch schnellere und vor allem direkte Flüge (ohne Zwischenlandung in Madrid) nach Deutschland anbieten wird, die Reichweite des A-380 würde das ja allemal zulassen.
Für alle Flugzeugbegeisterten gibt es hier noch mehr Bilder von der Internationalen Flugzeugmesse FIDAE 2008 und vom Rundflug des Airbus.

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte, die man unter Umständen ebenfalls für einen Aprilscherz halten könnte und die sich vielleicht am besten "Gefährlicher Auslandseinsatz der Bundeswehr in Nordchile" überschreiben ließe:
Bereits seit Ende Februar befinden sich einige Ausbilder der Bundeswehr in Chile, um Soldaten der VI Heeresdivision der Fuerza Armada de Chile im Umgang mit den Leopard II Panzern zu schulen, von denen Chile kürzlich 140 Stück aus Bundeswehrbeständen übernommen hat.
In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es nun in der Hafenstadt Iquique im Norden Chiles zu einem prekären Zwischenfall, wurden doch 9 Bundeswehrausbilder von 5 bewaffneten jungen Chilenen in ihrem Quartier in einer Wohngegend der Oberschicht überfallen. Die Bande (ein Jugendlicher im Alter von 14 Jahren sowie 4 Erwachsene im Alter von 21 bis 24 Jahren) drang in das von den deutschen Offizieren bewohnte Gästehaus der chilenischen Armee ein, überwältigte 8 Soldaten nach diversen Handgreiflichkeiten sowie einigem Gerangel, schüchterte die Mannschaft mit Schlägen und Tritten ein und fesselte sie anschließend an Händen und Füssen. Quasi als Geiseln lagen diese dann auf dem Boden des Hauses, während die Eindringlinge das Haus, die komplette Inneneinrichtung und das private Eigentum der Deutschen durchsuchten. Offenbar wussten die Angreifer, dass die Bewohner des Anwesens "reiche" Ausländer waren und hofften bei ihrem Raubüberfall größere Summen Geld zu erbeuten. Nachdem ein deutscher Soldat entkommen und über die Wachmänner des angrenzenden Grundstücks des Polizeipräsidenten - da war er ja sofort an der richtigen Adresse - einen Notruf absetzen konnte, wurden gegen 1:50 Uhr mehrere Polizeistreifen alarmiert. Etwa 30 Carabineros umstellten kurz darauf das Armee-Gästehaus und riegelten die Wohngegend großräumig ab. Im Verlauf der anschließenden Verhandlungen, die die Räuber eigentlich zur Aufgabe überreden sollte, zog einer von ihnen eine Schusswaffe und zielte damit auf einen Polizisten, der daraufhin zu seiner eigenen Verteidigung 2 Schüsse abgab, wodurch allerdings nur zwei große Fensterscheiben zu Bruch gingen. Nach diesem kurzen Schusswechsel versuchten die Räuber zu fliehen, während die Polizisten das Anwesen stürmten. 4 der 5 Bandenmitglieder konnten direkt festgenommen und die 8 Bundeswehrsoldaten abgesehen von den zuvor erlittenen Blessuren durch Schläge/Tritte unversehrt befreit werden. Der fünfte Chilene floh durch ein zerbrochenes Fenster, wobei er sich eine große Schnittwunde am Bein zuzog. Nach einer intensiven Verfolgungsjagd in Richtung der felsigen Küste konnte er nach eine knappen Stunde gut 500 Meter weiter gestellt werden. Es kam zu einer weiteren Schiesserei, bis der Einbrecher schließlich seine Waffe ins Meer warf und ebenfalls verhaftet wurde. Nach Überprüfung der Personalien stellte man fest, dass alle 5 bereits ein Vorstrafenregister mit Eintragungen zu Raub und unerlaubtem Waffenbesitz hatten.

Michas subjektive Manöverkritik - ein paar bissige Gedanken:
  1. Da derartige Vorkommnisse im eigentlich sicheren Chile sehr selten sind, liegt der Verdacht nahe, dass die Soldaten im Vorfeld - sie waren ja schon 4 Wochen in Iquique - eventuell deutlich als Ausländer aufgefallen sind (Sprache, Geld etc.) und so das Interesse der Räuber auf sich zogen.
  2. 5 Straßenschläger gegen 9 ausgebildete Soldaten, da sollte man eigentlich einen anderen Ausgang der Situation erwarten - ist ja zumindest auf den ersten Blick eine fast zweifache Überzahlsituation und schon fast unfair gegen die in Unterzahl befindlichen Chilenen.
  3. In Anbetracht der Ereignisse darf man sich fragen, wie gut es um den Ausbildungsstand der Bundeswehrsoldaten im Bereich Selbstverteidigung und Nahkampf bestellt ist, wenn eine Straßengang sogar in Unterzahl so viel ausrichten kann.
  4. Das Thema Kameradentreue scheint in der Bundeswehr ebenfalls nicht so im Vordergrund zu stehen, wie beispielsweise in der US-Army, wo es niemals vorstellbar wäre, dass ein Soldat sich von der Truppe entfernt um die Polizei zu alarmieren und dabei seine Kameraden zurücklässt.
  5. Selbst in Chile gilt also: nicht zu sehr als Ausländer auffallen, stets wachsam sein und das nächste Mal besser Wachen aufstellen, damit man nicht in einen solchen Hinterhalt gerät - wie gut dass wir in unserem Gebäude 24 Stunden lang einen Conserje sitzen haben.
In diesem Sinne, nicht alles zum Thema Manöverkritik ganz ernst nehmen, zumal die Situation am Ende ja noch mal gut ausgegangen ist.

1 Comments:

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    Tolle Berichte über Chile!

    By Blogger Unknown, at 25 Juli, 2012 07:30  

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