Silke und Micha in Chile

Dienstag, 29. Mai 2007

Kurztrip nach Mendoza, Argentinien (Bericht 16)

Am Montag, dem 21.05. war in Chile wieder einmal Feiertag. Es handelte sich dabei um den Festtag der Marine, der am Jahrestag der Seeschlacht von Iquique, einem tragischen chilenischen Sieg gegen Peru während des Salpeterkrieges im Jahre 1879 gefeiert und an dem besonders des in dieser Schlacht getöteten Nationalhelden Arturo Prat gedacht wird.
Aufgrund der versmogten Luft in Santiago wollten wir das lange Wochenende außerhalb der Stadt verbringen. Die Wahl unseres Ausflugszieles fiel auf Mendoza, der viertgrößten argentinischen Stadt auf der anderen Seite der Anden. Nachdem wir El Rojo eine obligatorische Zusatzversicherung für die drei Tage "Ausland" spendiert, unsere Tasche gepackt und sowohl unsere deutschen Pässe als auch unsere chilenischen Cedulas eingepackt hatten, konnte es am Samstag früh morgens losgehen. Nach einem kurzen Stop am Supermarkt, um noch ein paar Wasserflaschen und ein Brot zu kaufen, verließen wir das noch nicht richtig aufgewachte Santiago in Richtung Norden.

Kurz hinter Los Andes; die Berge noch im Nebelschleier.

Auf der Ruta 57 ging es durch die Vororte der Stadt und vorbei an Colina, wo die Luft immer noch trüb und dreckig war und es nach Industrieabgasen und Kohlenfeuern roch. Deutlich besser wurde es erst auf dem Weg nach Los Andes, 70 Kilometer nördlich von Santiago gelegen, wo wir in Richtung Osten abbogen und direkt auf die Anden zufuhren.

Auch die Weinreben spüren den chilenischen Herbst.

Nach einigen Kilometern machten wir an der Straße kurz Frühstückspause, danach ging es weiter am Rio Aconcagua entlang bis nach Juncal, das bereits auf 2200 Metern liegt. Bereits vorher wiesen einige Schilder darauf hin, dass es nicht erlaubt sei Obst, Gemüse, frisches Fleisch, Käse, unbehandeltes Holz oder Pflanzen und deren Samen von Chile nach Argentinien mitzunehmen. Sobald Silke diese Schilder entdeckt hatte, wurde sie ganz unruhig und auch die Bemerkung, dass die eigentliche Grenze noch gut 30 Kilometer weit entfernt sei, half nichts; Micha musste hastig und während der Fahrt auch noch das letzte große Stück Brot und die letzte Minisalami aufessen - nicht dass das wirklich eilig gewesen wäre, aber wenn Silke etwas will...

Auf dem Weg zum Pass...

Die Straße stieg inzwischen immer weiter an und schließlich erreichten wir hinter Juncal die abenteuerlichen 29 Kurven, die auf 10 Kilometern Länge circa 700 Meter zum eigentlichen Pass ansteigen.

Steile Serpentinen voraus und hunderte von LKWs quälen sich da hoch.

Mitten am Hang gab es auch noch eine Baustelle, aber die Chilenen stört das wenig. Die PKWs machen einfach eine zweite Spur auf und überholen die langsamere LKW-Schlange. Zum Glück ist die Straße breit genug und die Kurven lassen sich soweit einsehen, dass man bei Gegenverkehr doch immer noch irgendwie in die LKW-Kolonne einscheren kann. Obwohl die Fahrbahn selbst völlig trocken war, lagen rechts und links davon schon Schneereste. Hinzu kommt ein Skilift, der sich den Hang hinaufschlängelt und zwei Minitunnels, die den Verkehr unter der darüber verlaufenden Skipiste hindurchführen - ein skurriles Skigebiet direkt an der Straße und tatsächlich fällt im Winter hier oft soviel Schnee, dass der Pass für mehrere Tage gesperrt wird.
Oben angekommen erreichten wir den ersten Kontrollpunkt. Wir bekamen einige Zollformulare, die wir pflichtbewusst sofort auf dem nahe gelegenen Parkplatz ausfüllten. Danach fuhren wir durch den 4 Kilometer langen Cristo Redendor Tunnel, dessen Bau seit 1980 den Reisenden weitere 800 Höhenmeter auf der alten Passstraße erspart und der auf fast 3200 Metern durch den Andenhauptkamm führt.

Das breite Hochtal des Rio Las Cuevas.

Dahinter wurde das Terrain wieder flach und die Fahrbahn verlief in einem breiten Tal. Zu unserer Linken, zwischen niedrigeren Bergen erhob sich das Aconcagua Massiv und wir hielten am Straßenrand an, um zu Fuß auf grobem Kies und zwischen vielen Schneeflecken einige hundert Meter in den Parque Provincial Aconcagua hineinzulaufen. Der Aconcagua ist mit 6960 Metern der höchste Berg außerhalb des Himalajas und somit ein lohnendes Ziel für Bergsteiger. Diese beginnen ihren mehrtägigen Expeditionen genau auf der Schotterpiste durch den Nationalpark, der wir ein Stück folgten. Das reguläre Basislager liegt allerdings ein gutes Stück weiter auf den Berg zu und da wir weder Maultiere noch Zelt oder Ausrüstung dabei hatten, beließen wir es bei einem kurzen Spaziergang.

Im Bildhintergrund der stolze Aconcagua, am linken Bildrand ganz klein Silke.

Direkt auf der anderen Straßenseite liegt der Cementerio del Andinista mit den Gräbern der Bergsteiger, die am Aconcagua ihren Tod fanden, nicht gerade wenige und vielleicht ein warnendes Zeichen.

Einige Kilometer weiter erreichten wir die argentinische Grenzkontrolle Los Horcones. Leider hatte sich davor eine lange dreispurige Autoschlange aufgestaut. Wir stellten El Rojo auf Handzeichen eines netten Grenzpolizisten in der mittleren Spur in die Schlange und warteten. Laut Reiseführer dauerte die Abfertigung in der Regel etwa 20 Minuten. Stockend, mit langen Pausen ging es vorwärts und nach einer guten halben Stunde - wir waren vielleicht 50 Meter weitergekommen - wussten wir, dass wir die Zollformulare ruhig erst hier während der Wartezeit ausfüllen hätten können. Zudem stand neben uns ein großer Pickup, dessen Insassen nach einiger Zeit ausstiegen und auf der voll gepackten Ladefläche eine Kühltasche mit Lebensmitteln auspackten. Brot, Wurst und Käse sowie zwei Flaschen Wein ergaben ein ganz passables Picknick und zeigten, dass die Chilenen die Ausfuhrbestimmungen für Lebensmittel nicht so genau nehmen, oder dass sie zumindest genau wissen, bis wann die letzten Lebensmittel aufzuessen sind. Nach einer weiteren halben Stunde, es war bereits Mittagszeit, liefen auch etliche Chilenen/Argentinier mit Lomitos (Steakbrötchen) und Sandwichs durch die Gegend. Weiter vorne gab es wohl einen Kiosk, der Fastfood und Getränke verkaufte. Micha wurde inzwischen schon ziemlich ungeduldig - ihm war wieder einmal laaaaangweilig, da half weder die tolle Aussicht noch ein kurzer Spaziergang bis an das Abfertigungsgebäude, bei dem er feststellte, dass die Kontrolle zwar ebenfalls in drei Spuren durchgeführt wurde, es aber irgendwie überhaupt nicht vorwärts ging. Auf dem Rückweg zählte er noch knapp 40 Autos in unserer Spur vor El Rojo. Eine kurze Hochrechnung ergab eine geschätzte Wartezeit von weiteren 2 Stunden. Für ihn Grund genug vorzuschlagen, dass wir wieder umkehren sollten. Silke konnte ihn durch gutes Zureden so gerade von diesem Vorhaben abbringen.

Grenzkontrolle Los Horcones. Aus Europa nicht mehr gewohnte lange Wartezeiten sind hier wohl einzuplanen.

Nach insgesamt drei-ein-halb Stunden in der Schlange erreichten wir endlich - Micha total genervt - die Kontrollstation. Dort begrüßte uns ein Grenzer nach kurzem Blick in unseren Pass mit einem stark akzentuierten "Guten Tag". Stolz meinte er, dass man das in Deutschland doch so sagen würde. Er stempelte unsere Pässe und die restlichen Dokumente und fragte Silke noch nach der korrekten deutschen Verabschiedungsfloskel. Ein paar Meter weiter nochmals die gleiche Prozedur durch den argentinischen Grenzpolizisten und nach nur 5-7 Minuten hatten wir die Kontrolle hinter uns. Warum das insgesamt 3,5 Stunden gedauert hat, wissen wir bis heute nicht.

Die auf 2700 Metern gelegene Puente del Inca über den Rio Las Cuevas.

Endlich konnte die Fahrt weitergehen. Nach einigen Kilometern erreichten wir rechts der Fahrbahn die Puente del Inca, einen natürlichen 40 Meter langen Felsbogen über einen schwefelhaltigen Wasserlauf, der bereits von den Inkas als Brücke benutzt wurde.

Die vielfarbigen Ablagerungen geben ein nettes Photomotiv ab.

Anschließend ging die Fahrt weiter durch eine atemberaubende Andenlandschaft, die wir hauptsächlich aus dem Auto genossen. Für einen gelegentlichen Halt, um ein Photo zu machen, nahmen wir uns aber trotz der Warterei an der Grenze noch Zeit.



Immer wieder konnten wir einen Blick auf die Gleise der 1910 fertig gestellten Ferrocaril Transandino werfen. Diese Eisenbahnlinie schlängelt sich durch diverse Tunnels und über mehrere Brücken vom chilenischen Los Andes über den Andenhauptkamm und verläuft auf argentinischer Seite bis Mendoza und dahinter 1000 Kilometer weiter bis nach Buenos Aires. Eine technische Meisterleistung, wie die historischen Dampfloks damals solche Steigungen überwinden konnten. Heute wird die Bahnlinie nicht mehr genutzt und der Personen- und Güterverkehr fließt über die Passstraße.

Eine der alten Eisenbahnbrücken über den Rio Mendoza.

Wie wir auf unserer Fahrt feststellen konnten unterscheidet sich die Geographie der chilenischen und der argentinischen Seite der Anden deutlich. Während der Anstieg auf der Westseite etwa 3-mal so steil ist, verläuft der Abstieg zur argentinischen Ebene recht gemütlich. Die Fahrbahn verläuft daher auch überwiegend geradeaus; Serpentinen wie in Chile fehlen ganz. Auch das Klima ist in Argentinien ganz anders. Ausgiebige Niederschläge gibt es nur an der Westflanke, wo ja auch die Skigebiete zu finden sind und wo 4 Meter hohe Stangen entlang der Fahrbahn daran erinnern, wie viel Schnee im Winter hier liegt. Die Ostflanke der Anden liegt dagegen im Regenschatten und die Vegetation ist daher sehr spärlich.

Bunte Sedimentstreifen und immer wieder andere Farben.

Lange Schatten und Berge, die fast wie die Dolomiten aussehen.

Langsam wurde es in den Bergen schon dunkel und als wir schließlich die argentinische Pampa erreichten war es schon stockfinster. Für die 350 Kilometer von Santiago nach Mendoza, für die man normalerweise 5-6 Stunden braucht, hatten wir durch einige freiwillige und den langen unfreiwilligen Stop an der Grenze 10 Stunden gebraucht. Hinzu kam noch die Stunde Zeitverschiebung, zwischen Chile und Argentinien, so dass wir nach unserer Ankunft in Mendoza nur noch unser Hotelzimmer bezogen und anschließend direkt zum Abendessen gingen. Die Wahl fiel auf ein Steakhaus - wie könnte das in Argentinien auch anders sein. Nach kurzem Studium der Speisekarte bestellte Micha ein "Baby Bife", das laut Karte immerhin 600 Gramm hatte und tatsächlich wurde dann auch ein riesiges Stück besten Rindfleisches serviert. Dazu gab es Pure de Choclo (Maisbrei). Silke wagte sich an ein fast ebenso großes Bife Chorizo heran und so blieben trotz Michas Mithilfe die meisten der dazugehörigen Süßkartoffeln übrig. Dazu tranken wir landestypisch eine kleine Flasche Malbec. Nach einem vorzüglichen Essen, pappsatt und daher ohne Dessert, liefen wir auf dem Rückweg zu unserem Hotel noch über die zentrale Plaza, auf der gerade die Artesania-Stände zusammengeräumt wurden. So hatten wir auch direkt ein Ziel für den kommenden Abend.

Nach einem argentinisch-spärlichen Frühstück brachen wir am Sonntagmorgen in das 170 Kilometer nördlich gelegene San Juan auf. Zunächst ging es durch noch menschenleere Straßen und am Stadtrand von Mendoza bogen wir dann an einer sehr schlecht markierten Auffahrt versehentlich falsch in die Autobahn ein. Da es aber wie üblich keine Mittelleitplanke gab, konnten wir die Fahrspur schon wechseln, bevor uns ein vereinzelter LKW entgegenkam.
Auf dem Weg nach San Juan machten wir einen Abstecher zu den Cavas de Zonda, dem einzigen Weinkeller "mit einem Berg als Dach", einer Aussage, die dem Sekthersteller natürlich als wirksamer Werbespruch dient.


Die zum Sektkeller umgestaltete Felshöhle schien zwar verschlossen, wie wir später in San Juan erfuhren, hätten wir aber klingeln können. Nachdem argentinischer Sekt aber auch nicht so berühmt ist, kein allzu großes Problem und leckeren Wein gab's auch noch woanders.
Im nahe gelegenen Autodromo del Zonda, auf dem nationale Autorennen ausgetragen werden, war zur gleichen Zeit schon mächtig was los. Überall an der Straße standen geparkte Autos und argentinische Parkplatzeinweiser wedelten hektisch mit bunten Tüchern.

Das am Berghang gelegene Autodromo del Zonda mit tausenden von Besuchern.

Obwohl wir durch mehrfaches Kopfschütteln zu verstehen gaben, dass wir gar keinen Parkplatz suchen, wurden wir in einem Kreisverkehr dann doch kurz angehalten. Eine nette junge Argentinierin verteilte dort an alle Autos große Mülltüten, wohl damit zumindest die Umgebung der Rennstrecke am Abend nicht von Unrat übersät zurückbleibt. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen und schließlich kann man ein paar Müllbeutel im Auto immer gebrauchen.
Danach ging es direkt nach San Juan, wo wir zunächst das Geburtshaus des Schriftstellers, Journalisten und Diplomaten Domingo Faustino Sarmiento besichtigten.

Micha neben der Büste von Domingo Faustino Sarmiento.

Leider durfte man nur im Außenbereich Photos machen. Dieser war aber sehr schön angelegt.

Silke im ehemaligen Kräutergarten der Mutter des Dichters.

In den Innenräumen der Casa de Sarmiento gab es historische Möbel und die reichhaltige Bibliothek des Schriftstellers zu sehen. In einem der Innenhöfe steht noch immer der Feigenbaum, unter dem Sarmientos Mutter auf dem Webstuhl Textilien herstellte, um den Ausbau des Hauses zu finanzieren.

Ob das der Original Webstuhl ist?

Der Feigenbaum stammt jedenfalls aus der richtigen Zeit.

Auf dem Weg ins Stadtzentrum kamen wir an einem typisch argentinischen Steakhaus vorbei. Obgleich der Grill schon angeschürt war, fanden wir es für ein Mittagessen aber noch zu früh.


Die Innenstadt schien auch recht leer zu sein, was wohl an dem zeitgleich stattfindenden Autorennen und der Tatsache lag, dass Sonntag war und daher die meisten Geschäfte geschlossen waren.

Selbst der Kirchenvorplatz war menschenleer.

Der Brunnen auf der vereinsamten Plaza.

Obwohl San Juan bereits 1562 gegründet wurde, ist das Stadtbild sehr modern und man sieht so gut wie keine Überreste der Kolonialzeit. Das liegt an dem schweren Erdbeben, das die Stadt 1944 traf. Auch die Kathedrale an der zentralen Plaza stammt daher aus jüngerer Zeit und ist kaum 30 Jahre alt.


Ihr Glockenturm ragt 50 Meter in die Höhe und man kann in einem Fahrstuhl sogar auf eine Aussichtsplattform hochfahren, von der man einen recht netten Blick über die Innenstadt hat.

Die in allen Städten obligatorische Plaza, mal von oben gesehen.

Auch in der Umgebung nur moderne Hochhäuser; dazwischen aber viele herbstliche Bäume und am Horizont die Anden.

Aufgrund eines Hinweises der netten Mitarbeiterin des Tourismusbüros fuhren wir anschließend zum Auditorium Juan Victoria. Diese Konzerthalle hat angeblich eine vorzügliche Akustik. Für uns viel interessanter war aber die deutsche Orgel mit ihren 3000 Pfeifen, die sogar jährlich von einigen deutschen Orgelbauern gereinigt und frisch gestimmt wird.


Abschließend besuchten wir noch das Museo de Vino Santiago Graffigna.

Weinreben und Weinmuseum Santiago Graffigna.

Im Jahr 1870 gründete ein italienischer Einwanderer namens Graffigna eine kleine Winzerei. Er pflanzte große Flächen mit europäischen Reben an und nach und nach entwickelte sich daraus ein florierendes Unternehmen, das selbst das schwere Erdbeben von 1944 überstand. In dem neu gestalteten Weinmuseum wird die Geschichte des Weinanbaus in der Region anhand der Geschichte des Unternehmens erzählt. Zusammen mit einem argentinischen Ehepaar bekamen wir von einem jungen Mitarbeiter des Museums eine kostenlose Privatführung.

Auf dieser Kuhhaut wurden früher die Trauben mit Füßen ausgetreten...

...schon etwas moderner, aber immer noch von Hand.

Ein deutscher Universal-Schnellfilter aus dem Jahr 1973.

Tatsächlich stammen mehr als 70 Prozent des argentinischen Weines aus der Region Mendoza und San Juan, wobei die vielen Winzereien in der Umgebung von Mendoza hauptsächlich Malbec und Cabernet anbauen, während hier in San Juan der Syrah und die Criolla-Traube vorherrscht.

Viele kleine Fässer...

...und einige sehr große - erinnert fast an das große Heidelberger Fass.

Schon in den Zeiten der spanischen Kolonialherrschaft wurden hier Weinberge, oder vielleicht besser Weinfelder (die Pampa ist ja vollkommen flach) angelegt. Diese wurden mit dem in Kanälen herangeführten Schmelzwasser der Anden bewässert, wodurch in dem trocken-heißen Klima reiche Erträge erzielt werden können.


Moderne Stahltanks - weniger Flair, aber dafür mehr Wein und die Qualität scheint nicht schlechter zu sein.

Ein Blick in den Flaschenkeller. Auch wenn es nur ein Museum ist, sind die Flaschen gefüllt.

Zum Abschluss des geführten Rundgangs wurden dann noch zwei Weinsorten der Winzerei verkostet. Wie Profis durften wir zunächst die Farbe und den Geruch beurteilen und danach den Wein kosten. Nachdem der Syrah in den letzten Monaten zu einem von Michas Lieblings-Rotweinen avanciert ist, mussten wir natürlich noch zwei Flaschen davon mitnehmen.
Etwas außerhalb von San Juan in Richtung Westen liegt ein großer Park mit verschiedenen Freizeitaktivitäten und einem Zoo, den wir auf dem Rückweg noch kurz besuchten. Dort sind in viel zu kleinen Käfigen alle regionalen Tierarten zu sehen und auch wenn der Standard der Gehege im europäischen Vergleich sehr schlecht ist, konnten wir dem "Lockruf" des Kondors nicht widerstehen.

Sehr neugierige und zutrauliche Graufüchse.

Ein Kondor, der König der Anden, leider nicht in der Luft, sondern im engen Gehege.

Am Nachmittag ging es dann wieder zurück nach Mendoza, schließlich wollten wir die Stadt noch bei Helligkeit erreichen und über die Feria schlendern, die wir gestern Abend verpasst hatten.

Absolut flache Pampa, soweit das Auge reicht. Sogar im Rückspiegel sieht man keinen noch so kleinen Hügel.

Auf dem Rückweg durch die aride Trockensteppe kamen wir dann noch an einem sonderbaren Schild vorbei. Angesichts der topfebenen Landschaft, ist dieses schon ziemlich furchteinflössend...


...wenn das Regen- oder Schmelzwasser hier an der Straße wirklich einmal einige Dezimeter hoch steht, ist sicher schon halb Argentinien überflutet. Auf der Fahrt wird uns wiederum bewusst, wie dünn besiedelt diese Region Argentiniens ist. Zwischen Mendoza und San Juan liegt eigentlich kein einziger größerer Ort und das, obgleich die Entfernung 170 Kilometer beträgt.
Zurück in Mendoza schlenderten wir dann auch durch die Avenida Mitre, über die Plaza Independencia, durch die Fußgängerzone und am Ende über die Plaza España, wo überall Stände mit Kunsthandwerk, Wein und Süßigkeiten aufgebaut waren. Nachdem Argentinien in den letzten Jahren eine Rezession durchmachte, sind die Preise im Keller und so konnten wir wieder einmal nicht widerstehen. Zwar mussten wir immer überlegen, ob wir die Produkte auch nach Chile einführen dürfen, wodurch Holz und organisches Material ausschieden. Aber gegen ein paar Steinohrringe und einen süßen Lutscher für Silke sowie eine Metall-Seiltänzerin und eine ganze Menge Schokolade und Alfajores (die noch besser schmecken als die in Chile) für Micha war ja nichts einzuwenden. Den hübschen Holzbilderrahmen und das frisch gepresste Olivenöl aus den nahe gelegenen Plantagen ließen wir lieber zurück; - vielleicht beim nächsten Besuch. Ein wiederum üppiges Abendessen, diesmal mit einem super-leckeren Flan (Caramelpudding) und Alfajotes (süßes Gelee einer lokalen Frucht) zum Nachtisch.

Am Montagvormittag wollten wir, vor unserer Rückfahrt nach Santiago Mendoza selbst noch ein wenig genauer anschauen. Zunächst kauften wir in einem Laden nochmals 4 Flaschen argentinischen Wein, verstauten unser Gepäck im Auto und machten uns danach zu Fuß auf den Weg durch die Stadt.
Das Zentrum besteht aus gleich 5 Plazas, von denen die 4 kleineren in zwei Blocks Entfernung sternförmig um die doppelt so große Mittelplaza angeordnet sind.

Blick über die Plaza Independencia, den Hauptplatz im Zentrum Mendozas; am Montagmorgen eher verlassen.

Alle 5 Plazas sind ganz unterschiedlich angelegt. Überall findet man aber hohe Schatten spendende Bäume, die die starke Sommerhitze zumindest teilweise erträglich machen und die mithilfe vieler schmaler Kanäle bewässert werden.

Der Brunnen auf der Plaza Italia.

Das beeindruckende Kachelmosaik auf der Plaza España zeigt Szenen der spanischen Geschichte Argentiniens.

Die Plaza España, jetzt am Morgen ohne Kunsthandwerkermarkt. Dafür kommt das Pflaster aus Keramikfliesen richtig zur Geltung.

Silke auf einer gekachelten Bank.

Blick über die Plaza España.

San Martin der General und Freiheitsheld, der Argentinien von den Spaniern befreit hat, lebte mit seiner Familie hier in Mendoza und bildete hier auch die Soldaten seiner Andenarmee aus. Da ist es selbstverständlich, dass Mendoza ihrem Helden nicht nur eine Straße, sondern zusätzlich auch noch einen eigene Plaza widmet.

Das Reiterstandbild auf der Plaza San Martin.

Ein Jahr vor San Juan gegründet und obwohl ebenfalls von Erdbeben nicht verschont, hat Mendoza im Gegensatz zu seiner nördlichen Nachbarstadt aber noch viele Häuser im Kolonialstil, die das Stadtbild prägen.

Die Fassade des Teatro Independencia direkt an der Plaza Independencia hinter einer Reihe von hohen Bäumen.

Das wunderschöne Gebäude der Banco Hipotecario de la Nacion Argentina an der Ecke der Plaza San Martin.

Zusammen mit den vielen Straßencafes, Restaurants und Bars ergibt sich eine fast kleinstädtische Atmosphäre, obwohl Mendoza zusammen mit seinen ausgedehnten Vororten 900.000 Einwohner zählt. Der eigentliche Stadtkern ist aber recht überschaubar. Was uns zudem aufgefallen ist, ist die große Zahl an kleinen Geschäften und Boutiquen, die auch eher an Europa als an Südamerika erinnern. Auch scheint es für die Einwohner viel alltäglicher zu sein mit Ausländern zu kommunizieren. Viele sprechen zumindest ein paar Brocken Englisch, in den Restaurants sind die Speisekarten zweisprachig und auch die Tourismusbroschüren gibt es sowohl in spanischer als auch in englischer Sprache.
Zum Abschluss unseres Spaziergangs schauten wir noch im Museo del pasado Cuyano, dem der Geschichte der Region gewidmeten Museum vorbei.

Das Museo del pasado Cuyano, ebenfalls in einem historischen Bau untergebracht.

Die Ausstellung umfasst historische Möbel, Waffen, Bilder, Urkunden und Bücher. Auffallend sind die vielen Ledersitzmöbel, die in Chile wohl viel seltener waren, sowie einige Registrierkassen und Rechenmaschinen, die wir so in Chile auch noch nicht gesehen hatten.
Ein feudaler argentinischer Salon.

Im Innenhof steht der versteinerte Stamm einer Araukarie.

In einem der Ausstellungsräume geht es um die Entstehung und den Abbau von Erdöl, das auf dieser Seite der Anden an verschiedenen Stellen vorkommt.

Die letzten beiden Stationen auf unserem Rundweg durch Mendoza besuchten wir danach mit unserem Auto - El Rojo wollte ja auch etwas von der Stadt sehen und zwischen den vielen alten, verbeulten und rostigen Autos, die in Argentinien hauptsächlich die Straßen bevölkern, kann er ja auch recht stolz herumfahren.
Als erstes ging es in die nordöstliche Ecke des heutigen Zentrums. Vor dem verheerenden Erdbeben des Jahres 1861 befand sich hier der eigentliche Stadtkern und einige ausgegrabene Fundamente kann man im Museo del Area Fundacional sehen.

Micha neben einer der Säulen, die an die Gründung der Stadt Mendoza erinnern.

Gleich nebenan liegen die Ruinen der Iglesia San Francisco, die ebenfalls durch das Erdbeben zerstört wurde.

Gestützt durch Baustreben erinnern die Ruinen an die vergangene Katastrophe und...

...sind zugleich ein Mahnmal der auch heute noch wirkenden Urgewalten.

An einem Haus gegenüber stellt ein Mosaik die Situation vor dem Erdbeben nach.

Zum Schluss ging es noch einmal quer durch die Stadt. Im Westen des Zentrums erstreckt sich auf mehr als 400 Hektar der ebenfalls nach San Martin benamte riesige Park, sozusagen die grüne Lunge der Stadt. Die schmiedeeisernen Tore am Parkeingang wurden aus England importiert...


...und kurz dahinter stehen die Caballitos de Marly, die ähnlich auch auf der Place de la Concorde in Paris zu sehen sind.


Der Park ist so groß dass man auf den geteerten Hauptwegen sogar mit dem Auto hindurchfahren kann. In der Mitte gibt es einen großen See, auf dem der Ruderclub seine Rennen austrägt.

Palmen entlang der breiten Fahrwege...

...und ein ausgedehnter See.

Da es im Sommer in Mendoza sehr trocken und heiß ist, sind die vielen Grünflächen und die mehr als 800.000 Bäume, hauptsächlich Ulmen, Platanen und Eschen in der Stadt ein wichtiges Mittel, um die Hitze erträglich zu machen.


Der Herbst, mit seinen angenehmen Temperaturen und den farbenfrohen Bäumkronen, die gleichsam ein hohes Gewölbe über den Straßen bilden ist sicher eine der besten Zeiten, um Mendoza zu besuchen und wir genossen unseren Aufenthalt hier sehr.

Auf dem Rückweg - diesmal im Hellen - kamen wir zunächst an einer Erdölraffinerie vorbei. Wohl der Grund, dass in Argentinien das Benzin deutlich günstiger ist als in Chile, das ja keine Öl und Gasvorkommen auszuweisen hat.


Das erste Highlight auf der Fahrt war der Potrerillos Stausee, mit seinem hellblauen Wasser, der durch das Aufstauen des Rio Mendoza entstand.


Es schien fast als seien diesmal nur LKWs auf der Straße unterwegs, davon aber recht viele und fast alle in unserer Richtung. Zum Glück ließ sich die Strecke aber meist gut einsehen, so dass wir die langsameren Fahrzeuge zügig überholen konnten. Photos machten wir deshalb überwiegend direkt aus dem Auto.

Auch auf der Rückfahrt gab es wieder herbstlich gelbe Pappeln (Alamos) zu sehen.

Nach einiger Zeit hatten wir die LKWs hinter uns gelassen und fuhren wieder durch eine atemberaubende Berglandschaft.


Obwohl die erste Passstraße erst 1930 eröffnet wurde, ist diese Route schon viel früher benutzt worden, um die Anden zu überqueren. Genau hier verlief der Antiguo sendero del Inca, der Peru mit Chile verband, indem er auf der argentinischen Seite der Anden die Atacama Wüste umging. Tatsächlich findet man noch immer Zeugnisse aus Inka-Zeiten am Wegrand...

Einige Inkaruinen aus lose gefügten Bruchsteinen.

...und immer wieder Zeichen aus jüngerer, aber vergangener Eisenbahnzeit.


Als wir diesmal die Grenze erreichten, waren wir schon auf längere Wartezeiten gefasst. Allerdings war trotz vermuteter Rückreisewelle nach dem langen Wochenende nicht allzu viel los und irgendwie schien die Kontrolle heute auch besser zu funktionieren. Wieder erhielten wir schon einige Kilometer zuvor ein Blatt mit den Daten unseres Autos. An der Grenze dann wieder zweimalige Passkontrolle und dahinter die chilenische SAG-Inspektion, die verhindern will, dass Schädlinge und Krankheiten nach Chile eingeführt werden. Ein Auto vor uns gab es zwar ein Problem mit einer Uhr aus unbehandeltem Holz und das Fahrzeug musste auf einem Parkplatz warten. Als wir an der Reihe waren, konnten wir dem Inspekteur auf seine Fragen aber wahrheitsgemäß antworten, dass wir nur an organischen Produkten nur Wein und Schokolade dabei hätten. Nach kurzem Blick in unseren Kofferraum und einem Griff in unsere Reisetasche war er dann auch zufrieden und ließ uns weiterfahren.
Wieder ging es steil ins Tal...

Die 29 Serpentinen diesmal von oben.

...und in den letzten Ausläufern der Hochanden konnten wir hinter uns den Salto del soldado sehen, an dem der Rio Aconcagua in die Tiefe stürzt.


Nach diesmal nur 6 Stunden Fahrzeit erreichten wir am frühen Abend Santiago, das mit seinem Smog und seiner grauen Aussicht bei weitem nicht gegen die Eindrücke der letzten Tage ankam.