Silke und Micha in Chile

Samstag, 29. September 2007

Unsere zweiten Fiestas Patrias (Bericht 23)










































Freitag, 21. September 2007

Ein langes Wochenende in Talca und Umgebung (Bericht 22)

Nachdem die Fiestas Patrias (chilenische Nationalfeiertage am 18./19. September) dieses Jahr auf einen Dienstag/Mittwoch fielen und sowieso klar war, dass nach den wie üblich schon am Freitag zuvor beginnenden Asados und Trinkgelagen kaum jemand freiwillig am Montag arbeiten würde, entschied das chilenische Parlament kurzerhand den Montag ebenfalls zum Nicht-Arbeitstag zu erklären und so ein super-langes Wochenende zu schaffen.
Für uns ergab sich so die Chance einen drei-ein-halb tägigen Ausflug Richtung Süden zu unternehmen, die Nationalparks in der Nähe von Talca sowie die Städte Talca und Constitución zu besuchen und die typische Art der Feiern anlässlich des Nationalfeiertages auf dem Land zu erleben. Bereits am Dieciocho (18.) wollten wir dann nach Santiago zurückkehren, um an den verbleibenden eineinhalb Tagen wie im letzten Jahr die ausgelassene Stimmung in den verschiedenen Teilen der Hauptstadt zu genießen. Volles Programm also.
Da insgesamt etwa 2 Millionen Chilenen die Feiertage zu einem Familienbesuch nutzen, gab es ab Freitagnachmittag bereits den großen Auszug mit riesigem Andrang in den Terminals der Überlandbusse (trotz der aus diesem Anlass deutlich angehobenen Preise) und kilometerlange Staus auf den Ausfallstraßen und der Autobahn. Auch am Samstag sollte der Verkehr eher schleppend laufen, weshalb wir schon früh morgens vor 8:00 Uhr aufbrachen. Zwar war um diese Uhrzeit in der Stadt selbst noch sehr wenig los, sobald wir aber auf der Panamericana nach Süden fuhren, nahm der Verkehr deutlich zu. Ein paar Kilometer hinter der Stadtgrenze hatte es bereits zu dieser frühen Uhrzeit mehrere Unfälle gegeben - für Chile eigentlich eher untypisch, aber an solchen Tagen auch hier nicht zu vermeiden. Die zerbeulten am Fahrbahnrand stehenden Autos sorgten dann natürlich für stockenden Verkehr und Micha saß schon leicht gereizt im Auto. An den Mautstellen gab es ebenfalls lange Schlangen und so wurden aus den geplanten knapp 2,5 Stunden Fahrzeit bis Curicó deutlich mehr als 4 Stunden. Ein paar Kilometer hinter Curicó wies dann ein Schild auf die Abfahrt in Richtung der 75km südöstlich gelegenen Reserva Nacional Radal Siete Tazas hin. Nach einem Blick auf die im Turistel beschriebene Route und die offizielle Turistel-Straßenkarte entschieden wir uns aber erst eine Abfahrt später von der Panamericana abzubiegen. Leider gab es auf dem letzten Stück nochmals stockenden Verkehr aufgrund einer Mautstelle, die irgendwie nicht in der Karte verzeichnet war. Hätte uns vielleicht schon stutzig machen sollen...
Wir verließen dann endlich die Autobahn und fuhren Richtung Cumpeo. Kurz vor diesem Dorf stand an einer Kreuzung nochmals ein Schild "Siete Tazas", das in Richtung Norden (nach Molina) zeigte, wohingegen die im Turistel beschriebene Route weiter nach Osten und durch Cumpeo hindurchführte. Wir scherzten noch darüber, wie gut Chile seine Nationalparks manchmal vor zu vielen ausländischen Touristen versteckt und nachdem der offizielle chilenische Reiseführer bisher immer recht behielt, fuhren wir entgegen dem Schild geradeaus, durchquerten Cumpeo und bogen schließlich auf eine Schotterpiste ein; alles genau wie in der Karte dargestellt und im Text beschrieben. Nach einigen Kilometern wurde der Weg aber immer schlechter, aus der recht breiten Schotterstraße wurde eine schmale Erdpiste mit riesigen Bodenwellen, Spurrillen und Schlaglöchern, die eigentlich nur für Jeeps und Pickups mit großer Bodenfreiheit zu fahren ist. Zudem führte der Weg immer höher hinauf und entfernte sich dabei von dem im Tal fließenden Río Claro, der die Südgrenze der Reserva Nacional bildet.

Immerhin gab es auf dem einsamen Weg wieder einmal eine Vogelspinne zu sehen. Das Jungtier war aber mit nur 10cm deutlich kleiner als das Prachtexemplar aus der Reserva Río Clarillo.

Nach einigen Kilometern schlossen wir zu einem vorausfahrenden PKW auf, der gerade angehalten hatte, um den Mann einer chilenischen Bauernfamilie mitzunehmen. Die sich bietende Gelegenheit nutzend, stieg Micha sofort aus, um nach dem Weg zu fragen. Die Bauersfrau bestätigte ihm zu seiner Überraschung, dass dieser Weg tatsächlich nach Siete Tazas führen würde, es aber noch circa 15 Kilometer wären. Ob das unser El Rojo schaffen würde? Naja, das vorausfahrende Auto hatte auch nicht mehr Bodenfreiheit und die chilenischen Insassen waren die Strecke sicher schon öfters gefahren. Wir also hinterher. Nach einer Weile hielt der andere PKW aber an einem Haus am Wegrand und wir quetschten uns vorbei und fuhren vorsichtig weiter. Der Weg führte nun wieder steil ins Tal und forderte einige Vorsicht beim Fahren. Der zum Glück trockene Boden war von Schlaglöchern übersät und El Rojo machte mehrfach unsanft Bekanntschaft mit dem holprigen Untergrund - sehr zum Unwillen von Silke, die irgendwann schon aussteigen und laufen wollte. Nach 10 Kilometern Horrorpiste gelangten wir schließlich an einer T-Kreuzung auf eine gut ausgebaute Schotterstraße. Wo die wohl herkam? In der Karte zumindest war sie nicht eingezeichnet und da wir die ganze Strecke seit Cumpeo keinen Abzweig gesehen hatten, waren wir uns auch recht sicher, nicht falsch abgebogen zu sein. Es war also klar, dass der Reiseführer zum ersten Mal richtig daneben lag.
Auf der breiten Hauptzufahrt ging es dann zügig die letzten Kilometer bis zur Reserva Nacional Radal Siete Tazas, die 1981 auf der Grenze der Provinzen Curicó und Talca eingerichtet wurde.
Als erstes Highlight konnten wir direkt neben dem Fahrweg den Velo de la Novia (Brautschleier), einen 50m hohen Wasserfall des Río Claro sehen.


Der klare und sehr saubere Fluss, der das Trinkwasser für die umliegenden Gemeinden liefert, hat sich über Jahrtausende in das harte Basaltgestein eingeschnitten und mit etwas Vorsicht kann man direkt über dem Wasserfall bis an die Kante der mehrere Meter breiten und tiefen Rinne gelangen, an deren Ende der schäumende und reißende Fluss in die Tiefe stürzt.


Besonders im Frühling führt er durch die Schneeschmelze auf den umliegenden Hügeln und Bergen viel Wasser und bietet so mit seinen Stromschnellen und über 20 kleineren Kaskaden ein Paradies für Wildwasserfahrten im Kajak. Tatsächlich sahen wir ein paar hundert Meter weiter an der Conaf Station eine Gruppe Kajakfahrer, die mit Neoprenanzügen den kalten Wassern trotzen wollten und ihre Boote gerade Richtung Fluss trugen.

Erstmal auf der Karte orientieren.

Nachdem wir den Eintritt bezahlt, uns in das Besucherbuch eingetragen und mit dem Conaf-Mitarbeiter kurz geplaudert hatten ging es dann endlich zu Fuß auf Entdeckungstour durch einen Teil der 5000ha großen Reserva Nacional. Von hier führen verschiedene Wege unter anderem ins Valle del Indio, zu den Siete Tazas sowie zum Salto de la Leona und auch einen kurzen Sendero Interpretativo gibt es, der auf Tafeln ein wenig zur Flora und Fauna des Parks erklärt.


Durch ihre Lage genau auf der Grenze zwischen der nördlicheren Mittelmeerklimazone, in der auch Santiago liegt, und der sich im Süden anschließenden niederschlagsreicheren Region die sich bis Concepción und Temuco erstreckt, findet man - wie wir auf dem Naturlehrpfad erfuhren - in den niedrigeren Lagen (ca. 600m) die übliche Hartlaubvegetation, während auf den Berghängen (bis 2000m) bereits ein feucht-gemäßigter Wald aus Chile-Zypressen, Kiefern, Lärchen, Buchen und Pappeln vorherrscht.


Da die Sonne, nach dem chilenischen Winter, bereits wieder einen Teil ihrer Kraft zurückgewonnen hatte, waren wir um die schattenspendenden Bäume dankbar. Wir liefen gemütlich immer in Sicht- und Hörweite des Río Claro bis zu der Gesteinsformation, die dem Park seinen Namen gegeben hat. Die Siete Tazas (7 Tassen) sind 7 runde, vom Fluss ausgewaschene Basaltwannen, durch die das Wasser in mehreren 2-3 Meter hohen Kaskaden eindrucksvoll durch eine enge Schlucht zu Tal fließt.

Die 7 Tazas des Río Claro; betrachtet man einen längeren Abschnitt, so findet man sogar ein gutes Dutzend solcher "Tassen".

Umgeben sind diese teilweise von dichter Vegetation, doch wenn man sich erstmal durch das Dickicht bis ans Ufer vorgekämpft hat, kann man durch grün schimmerndes Wasser bis auf den Grund der Becken blicken. Eigentlich laden diese natürlichen Pools ja geradezu zum Baden ein, allerdings war das Wasser bei unserem Besuch noch so kalt, dass wir nur die Hände eintauchten.


Nachdem wir uns an dem Anblick sattgesehen hatten ging es durch grünen Naturwald über einen ansteigenden Pfad wieder nach oben.