Silke und Micha in Chile

Montag, 19. Februar 2007

Schnee im Februar...

... ist in Deutschland zu erwarten, auch wenn es dieses Jahr eher noch nicht richtig kalt war. In Chile sollte im Hochsommer aber eigentlich kein Schnee fallen, denkt man zumindest. Naja, man kann sich ja auch mal täuschen...

Der schneebedeckte Vulkan Villarica. Die in der Kälte aufsteigenden kleinen Dampf- und Rauchwolken zeigen seine Aktivität.

Silke und Micha hatten das Glück in ihrer ersten Urlaubswoche zunächst einige Tage bei strahlendem Sonnenschein und 35°C zu verbringen. Von Restschnee aus dem Winter selbst auf den Berggipfeln keine Spur. Am 15. Februar zog dann aber eine Kaltwetterfront über ganz Chile hinweg. Resultat war ein verregneter Tag im Flachland - Silke und Micha ließen es sich in den Thermen nahe Pucon und bei einem gemütlichen Kaffeetrinken gut gehen - und Schnee bis auf 1100 Metern. Alle höheren Berge und Vulkane hatten danach eine dicke weiße Kappe und man konnte, bei wieder klarem Himmel und Sonnenschein, tolle Bilder machen. (Fortsetzung folgt nach unserer zweiten Urlaubswoche, sobald wir wieder Zeit zum Schreiben haben).

Freitag, 2. Februar 2007

Trekking im Nationalpark La Campana (Bericht 9)

Der Parque Nacional La Campana liegt in der Küstenkordillere etwa 110 km nord-westlich von Santiago. 1967 angelegt, vereint er auf einer Fläche von ca. 8000 ha die nördlichsten Bestände an Roble-Bäumen, die man sonst erst viel weiter südlich findet, sowie große Vorkommen an bis zu 30 Meter hohen Chile-Palmen. Bevölkert wird das UNESCO-Biosphären-Reservat von allerlei Vogelarten und scheuen Landtieren (Eidechsen, Füchsen etc.). Überragt wird der Park von mehreren Berggipfeln; der höchste ist der El Roble mit 2200 Metern. Viel bekannter und namensgebend ist allerdings der 1900 Meter hohe glockenförmige La Campana, den schon Charles Darwin im Jahre 1834 im Sattel eines Pferdes bezwang und von dem aus man bei klarer Sicht sowohl den Pazifik im Westen als auch die Hochanden im Osten sehen kann.

Von Santiago aus über die Ruta 5 Norte bis nach Llay Llay und dann noch ein kleines Stück Landstraße und man erreicht den nördlichen Parkeingang in Ocoa.

Auf den letzten 3-4 Kilometern hinter Ocoa gibt es nur noch eine staubige Schotterpiste, die unser neues Auto aber problemlos gemeistert hat - na gut El Rojo muss vielleicht demnächst mal gewaschen werden...

Vom Parkeingang aus hat man bereits eine fantastische Sicht auf die Küstenkordillere.

Wir stellten unser Auto auf den Parkplatz, holten uns an der CONAF-Station noch einen kleinen Übersichtsplan des Parkes und einige Informationen und starteten unsere Wanderung durch offenes leicht ansteigendes Gelände. Die Vegetation bestand zunächst hauptsächlich aus Sträuchern und großen Kakteen.


Nach einem knappen Kilometer eröffnete sich ein wunderschöner Blick auf den Palmenhain bei Ocoa.

Blick auf den großen Palmenhain bei Ocoa.

Die Vegetation wurde zwischendurch dichter; Sträucher, Bäume und immer wieder majestätische Chile-Palmen, überragt von felsigen Bergen.


Die nur in Chile heimische Palmart war früher sehr verbreitet. Da man aus ihr aber Palmhonig, Sirup und Palmwein gewinnen kann, wurde der Bestand auf momentan etwa 50.000 Stück dezimiert, weshalb der Park auch als ULTIMO REFUGIO DE LA PALMA CHILENA bezeichnet wird. Ihr Stamm kann bis zu 2 Meter Durchmesser haben und erinnert wegen der grauen, nur wenig faltigen, fast glatten Rinde an einen wuchtigen Elefantenfuss. Die Palmen werden bis zu 1000 Jahre alt und erreichen dabei eine Höhe von imposanten 30 Metern.


Im Park verstreut liegen riesige Findlinge, neben denen selbst Micha klein erscheint.


Viele unbeschattete Stellen im Park sind von sich "sonnenden" Bromelien (Chagual) bewachsen.


Stellenweise hat man fast den Eindruck in einer steinigen (Halb-)Wüste unterwegs zu sein. Hinzu kommt die vor allem am frühen Nachmittag unerbittliche Sonne, so dass Silke und Micha über jede schattige Stelle froh waren. Wenn man den Blick ins Tal schweifen lässt sieht man dagegen einen grünen Teppich aus Sträuchern und Büschen.


Nach einer guten Stunde Wanderung trafen wir immer wieder auf einen kleinen Bach, an dem entlang unser Weg weiter bergauf führte.


Nach knapp 2 Stunden Wanderung wollte Silke schon aufgeben, zumal die Entfernungen in dem Übersichtsplan deutlich kleiner aussahen, als durch die Hitze und den stetigen Anstieg des Geländes in der Realität gefühlt. Sie ruhte sich im Schatten etwas aus und schickte Micha alleine voraus.

Silke beim Studium der Karte, schon etwas erschöpft - wie weit ist es denn noch ???

Nach einem knappen weiteren Kilometer und einem recht steilen und felsigen Ausstieg auf dem letzten 300 Metern hatte Micha auch tatsächlich das Ziel der Wanderung - den 35 Meter hohen Wasserfall "La Cortadera" - erreicht.

Ein schattiger Unterstand am Steilhang mit Blick auf den gegenüberliegenden Wasserfall.

La Cortadera - da kommt der kleine Bach also her...

Da Micha ja das letzte Stück Weg allein gegangen war, konnte er nur dieses Selbstportait mit dem Wasserfall im Hintergrund knipsen.

Nachdem Micha einige Minuten die fantastische Aussicht auf den Wasserfall und die umliegenden Hänge und Berge genossen hatte, begann der Rückweg...

Das Hochplateau direkt über dem Wasserfall. Freie Sicht entschädigt für die Strapazen.

... Doch nach etwa 150 Metern kam ihm plötzlich Silke entgegen. Schnaufend fragte sie wie weit es noch sei - die Neugier auf den Wasserfall hatte schließlich die Erschöpfung besiegt und natürlich kehrte Micha wieder um, um mit Silke zusammen das Plateau zu erreichen und die Aussicht zu genießen.

So konnte Silke auch noch ein besseres Photo von Micha und dem Wasserfall machen.

Ob es nun an der genossenen Aussicht und der Zufriedenheit nach dem Erreichen des Zieles oder einfach am stetig abfallenden Gelände lag, jedenfalls ging der Rückweg irgendwie viel leichter und Micha war auch immer noch zu Scherzen aufgelegt...

Mit schmerzverzerrtem Gesicht, beide Hände am Kaktus, damit dieser nicht umkippt.

Durch die letzten Schlucke Wasser gestärkt ging es dann recht zügig dem Parkplatz entgegen...

Silke im Grünen, zwischen Palmen, Sträuchern und daran herunterhängenden Flechten.

... den sie nach gut dreieinhalb Stunden erreichten. Beim Wechseln der Schuhe stellte Micha dann zwar zwei große schon offene Wasserblasen an seinen Fersen fest, was dem schönen Tag aber auch keinen Abbruch mehr tat - man braucht halt immer eine Erinnerung und wenn es für einige Tage schmerzende Füße sind.

Blick vom Parkausgang zurück auf die Küstenkordillere mit Orangenbäumen im Vordergrund.